silence is so accurate
Duo-Exhibition with Philipp Ehgartner
May 8 – May 17, 2025
Für die Ausstellung «silence is so accurate» haben Peter Baracchi (*1982, Zürich) und Philipp Ehgartner (*1969, Luzern) ein gemeinsames Konzept entwickelt, welches die Schnittstellen ihrer künstlerischen Ansätze freilegt und verdichtet.
Der Ausstellungstitel zitiert Mark Rothko, einen der Pioniere der Farbfeldmalerei. Für Rothko war Schweigen nicht Abwesenheit, sondern Präzision – ein Zustand, der den Blick auf das Wesentliche öffnet. An dieser Idee knüpfen Baracchi und Ehgartner an. Ihre neuen Werkserien entwickeln sie eine zurückhaltende, aber prägnante Sprache der Andeutung, in der Projektion und Wahrnehmung im Mittelpunkt stehen.
In der Setzung monochromer Flächen verdichtet sich diese Haltung: Leerstellen, die nicht fehlen, sondern klingen. Ob in Baracchis industriell vorgefertigten Deckenplatten oder in Ehgartners mit Tinte und Ethanol getränkten Leinwänden – beide Werkgruppen verwandeln materielle Oberflächen in meditative Projektionsräume, die den Betrachtenden zur stillen Kontemplation einladen.
Im Zentrum von Baracchis Werkgruppe «cloud formation», steht eine radikale Geste: das Herauslösen der alten Deckenplatten aus seinem Künstleratelier - jener standardisierten Rasterstrukturen, die einst der Optimierung von Raum und Funktion dienten. Durch aufwändige Prozesse der Reinigung, Grundierung und mehrschichtiger Überarbeitung überführt Baracchi diese industriellen Relikte in eine neue ästhetische Ordnung – eine Landschaft aus monochromen, von Rhythmen und Störungen durchzogenen Flächen.
Ausgewählte Vertiefungen dieser anonymen Topografie werden mit 23,75-karätigem Reingold ausgefüllt – als konzentrierte Verdichtungen von Präsenz inmitten des homogenisierten Raums.
Dies konfrontiert die neutrale Oberfläche mit punktuellen Einschreibungen von Wert und Bedeutung und destabilisiert damit die Wahrnehmung von Leere als uniformem Zustand.
Philipp Ehgartners Arbeit verfolgt dagegen das Verwischen und Überdecken von bewusst gesetzten Strukturen. Mit bis zu 16 Schichten Lack, Tinte und Acrylfarbe setzt der Maler spuren, um diese anschliessend mit Überschichtungen wieder in den Hintergrund gleiten zu lassen. «Will I be missed» nennt der Künstler seine Bildserie, an welcher er seit bald zwei Jahr arbeitet.
Die stetige Verfeinerung und Weiterentwicklung seiner Technik ermöglichen ihm immer präziser auf das Endergebnis seiner Bilder hin zu arbeiten. Strukturen und Spuren werden verschleiert, um sie anderorts verzerrt wieder erahnen zu lassen.
Die konzeptionelle Herangehensweise widerspiegelt sich auch in den Präsentationsformen: Baracchis Deckenplatten ziehen sich seriell und in Überlänge durch den Raum – ein Echo auf industrielle Repetition und standardisierte Produktion. Ehgartners Werke dagegen lösen sich von der Wand; sie messen die Raumhöhe aus und scheinen frei im Raum zu schweben, wodurch sie ihre nuancierte Farbstille noch unmittelbarer erlebbar machen.
Ergänzt wird diese Hauptinszenierung durch jeweils eine weitere Arbeit der beiden Künstler, die ergänzende und kontrastierende Perspektiven eröffnen: Ehgartners grossformatiges Bild lädt zur immersiven Betrachtung seiner Schichtungen ein, während Baracchis kleinformatige Reliefarbeiten den Raum verdichten. Ihre feinen konkaven und konvexen Strukturen wirken wie Mikrokosmen – stille, tastende Landschaften des Unsichtbaren.
Die Ausstellung «silence is so accurate» macht erfahrbar, wie zwei gegensätzliche künstlerische Bewegungen – Baracchis Transformation gefundener Alltagsbilder und -objekte, und Ehgartners Aufbau aus dem Nichts – in ihrer Eigenständigkeit korrespondieren und eine gemeinsame, stille Intensität entfalten.










